Trotz seines außerordentlichen Publikumserfolges und höchsten Ehrungen durch zahlreiche Filmpreise ist Tom Tykwers Lola Rennt bisher allenfalls marginal von der akademischen Sekundärliteratur erfasst worden. Die Fülle leicht zugänglicher populärwissenschaftlicher Beiträge wächst demgegenüber sehr schnell an und trägt dazu bei, eine insgesamt äußerst begrenzte bis fehlerhafte Interpretationsgrundlage zu verbreiten, die Lola Rennt als Film über „Schicksal“, „Zufall“, „Glück“ und existentielle Probleme zeitgenössischer Jugendlicher fokussiert. Der folgende Beitrag bemüht sich um eine Erweiterung und Korrektur solcher Interpretationsvorlagen, indem er das beachtliche Spektrum der im Film thematisierten ihm aber auch immanenten zeitgenössischen Hybriditätsaspekte erarbeitet. Hierbei wird deutlich, dass die mechanische, von Zeitdruck und Stress geprägte Lebenswelt der Protagonisten keinesfalls für ein anthropologisch oder religiös fundiertes „Fatum“ sondern vielmehr für einen normativ und diskursiv angelegten und darum grundsätzlich abwendbaren Kausalitätsexzess symbolisch ist. Um so bedeutsamer wird das Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung, das die Protagonisten exemplarisch vorführen. In diesem Kontext rekonstruiert Lola Rennt stereotypische Generationskonflikte, um diese mittels Parodisierung zu dekonstruieren.